Eine Woche lang, oder auch neun Runden, hieß es volle Konzentration am Brett! Gleich fünf unserer Spieler vertraten den Sv Nußdorf-Debant und, so viel sei jetzt schon verraten, mehr als erfolgreich!

Die Debanter Abordnung mit Freunden: Florian Pfurner, Rafaela Theurl, Michael Siebenhüner, Magnus Zanon, Robert Oberbichler, Dietmar Prantl und GM Gudmundur Kjartansson (v.l.).

Fangen wir bei Robert Oberbichler an. Nicht, weil der Sektionsleiter immer den Vortritt hat, sondern weil er in der (passend dazu) ersten Runde für die ganz große Sensation hätte sorgen können. „Entweder einen Großmeister oder einen mit 0 Elo“ prophezeite er vor dem Turnier als seinen Auftaktgegner. Es sollte dann tatsächlich der isländische GM Gudmundur Kjartansson werden, als Live-Partie, auf Brett fünf. Die Debanter Kiebitze vor Ort und im Internet staunten nicht schlecht, als Robert dem GM lange Paroli bieten konnte und ihn sogar am Rande einer Niederlage hatte. Denn als Kjartansson seine Dame von f6 auf a1 manövrierte, sprangen die Taktikfüchse plötzlich auf. Kleines Taktikbeispiel gefällig? Los geht’s:

Weiß zieht und gewinnt!

Robert fand den gewinnbringenden Zug in Zeitnot leider nicht und musste wenig später dem Favoriten zum Sieg gratulieren. Schade! Sein restliches Turnier verlief der Elo-Zahl entsprechend: Gegen alle höher eingestuften Spieler blieb er ohne Punkteerfolg, den Rest bezwang er. Fünf Punkte bedeuten am Ende den guten 51. Endrang.

Volle Konzentration bei Robert in der Schlussrunde – es sollte sich auszahlen!

Machen wir weiter mit einem, der eine weite Anreise hatte. Die Rede ist nicht vom späteren Sieger GM Venkatesh aus Indien, sondern von unserem Wiener Legionär Magnus Zanon. Dieser hatte nicht nur hin und wieder mit seiner Trinkflasche zu kämpfen, sondern auch mit seinem Erstrunden-Gegner. Sah es nach rund zwei Stunden noch gut aus, kam am Abend dann eine kurze aber aussagekräftige Nachricht: „verloren“. Nach diesem Schock folgten drei Siege in Serie, Magnus erholte sich allmählich von der Auftaktniederlage. Drei FM in den restlichen fünf Runden waren bei diesem Turnier eine Nummer zu groß, wodurch Magnus dennoch gute fünf Punkte erzielte. Ärgerlich: Ein halber Punkt mehr hätte ihn im Rennen um den besten Osttiroler in eine gute Position gebracht, am Ende staubte den Golddukaten Elias Walder ab.

Brett 13 sollte Magnus leider kein Glück bringen.

Gefangen im klassischen Auslosungsrad war unser Dietmar Prantl. Erhielt er in der ersten Runde als einer der letzten gesetzten Spieler noch einen dankbaren Gegner, folgte in der zweiten Partie ein starker FM aus Deutschland. Dann wieder ein 1400er (Sieg) und ein 2100er (Niederlage). Drei Remisen und ein Sieg in den Runden fünf bis acht spülten „Didi“ für die Schlussrunde auf die Live-Bretter. Dort wartete mit Carlo Marzano (2110 Elo) ein Gegner in Reichweite. Lange verlief die Partie ausgeglichen, mit leichtem, optischem Vorteil für unseren Didi. Leider sollte es am Ende nicht zu einem Punktegewinn reichen. Mit 4,5 Punkten und Rang 70 aber dennoch kein ganz durchwachsenes Turnier.

Didi – die Ruhe in Person am Brett.

Dass unser mittlerweile „Ex-Jugendspieler“ Florian Pfurner Schach spielen kann, hat er in der Meisterschaft bereits einige Male bewiesen. Dass er aber ein derart starkes Open (bei seiner Premiere!) abliefern würde, das hätten wohl die wenigsten gedacht. Nach einer knappen Auftaktniederlage, zwei guten Remisen und einer weiteren Niederlage, kam er erst so richtig in Fahrt. Ein Sieg und drei Remisen gegen zum Teil 300 Elo stärkere Gegner brachten ihn in eine hervorragende Ausgangsposition vor der Schlussrunde. Dort zeigte er, wie gerne er die Bauern vor dem König nach vorne schiebt und verbannte die Figuren seines Gegners auf die siebte und achte Reihe. Der Sieg, eine Frage der Zeit.

Florians Grinsen wurde nach der Partie noch um einiges breiter.

Ein Blick auf die Tabelle ließ dann seine Augen immer größer werden. Mit seinen 4,5 Punkten durfte er sich berechtigte Hoffnungen auf einen Kategorienpreis (Elo 1599-1400) machen. Langes Zittern, viel Rechnen und einige Partienbeobachtungen später dann die freudige Erkenntnis: Es reicht für Platz drei!

Die strahlten alle um die Wette.

Wie sollte es anders sein, war unsere Jugendspielerin Rafaela Theurl wieder mal die Jüngste im Bunde. Ein wenig Nervosität war ihr während der Partie gegen den Gegner mit 1943 Elo in der ersten Runde doch anzumerken. Es sollte am Ende nichts Zählbares rauskommen. Auf der Heimfahrt gab sie als bescheidenes Ziel aus: „Ich möchte einen Punkt holen.“ Diesen, und noch drei weitere sollte sie sich mit wirklich gutem Schach in den folgenden Partien erspielen. Dabei knackte sie zwei 1600er (ein dritter traute sich erst gar nicht gegen sie zu spielen) und remisierte noch gegen zwei 1700er. Beim Blick auf die Endtabelle muss man nicht all zu weit nach unten schauen, bis ihr Name auftaucht: Platz 85!

Auch wenn der Gegner seinen Kaffee schlürft, behält Rafaela die Nerven.

Wie Florian, sollte auch sie nicht mit leeren Händen nach Hause gehen. In der Kategorie bis 1399 ELO holte sie mit ihren vier Punkten Rang drei und durfte sich über eine Trophäe und ein gut gefülltes Briefkuvert freuen.

Zufrieden? Wir glauben schon. Bravo Rafaela!

Last, but not least müssen wir auch über einen Nicht-Debanter ein paar Worte verlieren. Dieser Gast, oder besser gesagt (Schach)Freund, hatte unsere Spieler die ganze Woche über begleitet, mit ihnen analysiert und sogar im Hühnerstall seinen sächsischen Charme versprüht. Die Rede ist natürlich von Michael Siebenhüner, der nach vielen Jahren wieder den Weg nach Lienz fand. Der „Sachsenmeister“ zeigte gute Partien, erkämpfte sich 4,5 Punkte und landete am Ende auf Rang 60. Am Ende waren sich alle einig: „Michael, komm gerne mal wieder auf einen Besuch vorbei und zeig dem Paul beim Vereinsabend, wie man blitzt!“

Gewohnt skeptisch blickt Michael auf die Züge seines Gegners.

Alle Infos, Ergebnisse und Partien gibt es hier: Lienz Open

Bericht und Bilder: Martin Oberbichler

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