Die Österreichischen Meisterschaften der Senioren über 50 (Ü50) und über 65 (Ü65) Jahren finden heuer vom 14. bis zum 21. Mai im Haus des Schachsports in Wien statt. Der SV Nußdorf-Debant ist erfreulicherweise durch HR Dr. Paul Meyer vertreten.
Schnellschachbewerb
Zum Einspielen gab es am 14. Mai einen Schnellschachbewerb über neun Runden. Gespielt wurde in einer Gruppe, am Ende wurden die Kategoriepreise ausgewertet. Österreichischer Meister im Schnellschach Ü50 darf sich nun für ein Jahr IM Martin Neubauer nennen, der vor CM Albadri und IM Schroll gewann. Dr. Meyer, in der Gesamtgruppe mit einer für seine Verhältnisse eher niedrigen Elo von unter 2000 auf Rang 20 gesetzt, gelang eine Startrangverbesserung von sechs Rängen und damit der 14. Platz. In seiner Alterskategorie, der Ü65, wurde Paul guter Sechster. Der Kategoriepreis Ü65 ging an FM Adolf Denk, Zweiter wurde MK Lambert Danner vor Siegfried Zörnpfennig.
Das Endergebnis: https://chess-results.com/tnr741908.aspx?lan=0&art=1&rd=9&fed=AUT
Klassischer Bewerb
Der klassische Bewerb wird getrennt in zwei Altersgruppen gespielt. HR Dr. Meyer liegt mit seiner internationalen Elo von 2128 in der Ü 65 knapp hinter FM Dr. Klaus Opl am zweiten Setzrang. In der ersten Runde wurde Dr. Meyer seiner Favoritenrolle gerecht und gewann gegen Horst Grafenauer. In der zweiten Runde wartet nun MK Dr. Jürgen Prochaska. Ob Paul, der möglicherweise an der Team-Senioren-WM in Ohrid in Normazedonien im September teilnehmen wird, seiner Favoritenrolle wieder gerecht werden kann? Wir drücken die Daumen!
Hier die Ergebnisse: https://chess-results.com/tnr764473.aspx?lan=0&art=0&fed=AUT&turdet=YES
Runde 2
Als Favorit in eine Partie zu gehen bedeutet nicht, dass sich die Partie von selbst gewinnt, so viel steht fest. Wie die Partie anlegen, einen ruhigen Aufbau oder scharfes Spiel wählen? Und wie kann es gelingen, mit den schwarzen Steinen auf Gewinn zu spielen?
Paul spielte gegen Dr. Prochaska eine eher seltene Variante im Spanier, die wohl beiden Seiten Möglichkeiten für aktives Spiel bietet. Wenigstens bis zum verflixten 13. Zug galt dieser Ansatz auch in dieser Partie. Mit dem – nachvollziehbaren – Abtausch des weißen Zentralspringers stellte Paul eine symmetrische Bauernstruktur her, in der Weiß dauerhaft den Bauern auf d6 attackieren kann. Die entstandene Stellung verlangt von Schwarz wohl danach, wenigstens den schwarzfeldrigen Läufer passiv hinter der eigenen Bauernkette zu belassen und am Damenflügel nach Gegenspiel zu suchen.
Paul aber lotete alle Möglichkeiten für aktives Spiel aus und vernachlässigte eigene Schwächen, geriet dadurch immer weiter auf Abwege, verschärfte die Stellung gar noch mit 27. – g5, verrechnete sich, der wohl schon schwierigen Stellung geschuldet, und verlor.
In der dritten Runde wartet nun mit Dr. Abadjian ein der Papierform nach schlagbarer Gegner. Wie wird Paul seine Partie heute anlegen? Wird er sich, wie vielfach empfohlen, nach der Niederlage am Vortag eine sichere Variante aussuchen und mit einem Remis zufriedengeben?
Sieben Runden sind eine doch recht kurze Distanz, will Paul riskieren? Wir werden sehen und drücken weiterhin ganz fest die Daumen.
Ergebnisse und Partien: https://chess-results.com/tnr764473.aspx?lan=0&art=2&rd=3&turdet=YES
Runde 3
Leider verliert unser HR Dr. Meyer auch die dritte Partie. Nachdem sich Paul durch starkes Spiel einen entscheidenden Vorteil gegen Vahram Abadjian erarbeitet hatte, vergab er diesen einzügig und verlor. War Zeitnot im Spiel? Paul wir die verbleibenden vier Partien dazu nutzen, sich zu rehabilitieren, davon sind wir überzeugt! Heute wird Paul sein Glück mit den schwarzen Steinen gegen Zdravko Gaspar versuchen. Viel Erfolg diesmal!
Runde 4 – Paul schlägt zurück
In Runde 4 hatte Dr. Meyer keine Probleme, sich gegen Zdravko Gaspar durchzusetzen. Nachdem er den gegnerischen Damenflügel geschwächt und einen Bauern gewonnen hatte, galt es, den klaren Vorteil in einen vollen Punkt umzumünzen. Paul erreichte sein Ziel, indem er zuerst den Damenflügel weiter unter Druck setzte, und dann einen direkten Angriff gegen den gegnerischen König startete. Die deplatzierten weißen Steine Gaspars fanden keinen Weg mehr, sich dagegen zu erwehren.
In der fünften Runde wartet nun mit Tunç Hamarat, einem aus der Türkei gebürtigen Physiker, der Fernschachweltmeister aus dem Jahre 2004 – die Meisterschaft dauerte von 1999 bis 2004 – auf Paul. Paul spielt diesmal mit den weißen Steinen, wir drücken weiterhin von Osttirol aus die Daumen.
Runde 5 – Paul weiter glücklos
In der fünften Runde konnte Paul ausgangs der Eröffnung mit seiner Stellung durchaus zufrieden sein. Im Mittelspiel aber erwies sich der ehemalige Fernschachweltmeister Hamarat als durchaus kampfstarker Nahschachspieler und brachte seine Figuren kontinuierlich von passiven Positionen aus auf günstigere Felder. Angebote für Zugwiederholungen wurden von Paul in dieser Phase wegen seiner eigenen Gewinnabsichten abschlägig beurteilt. Schließlich konnte sich Hamarat mit einem unternehmungslustigen Qualitätsopfer befreien und Pauls Figuren zusehends unter Druck setzen, was schlussendlich zum Zusammenbruch führte. In der 6. Runde wartet nun mit Norbert Veitsch ein der Papierform nach weniger starker Gegner. Wir drücken Paul, der auch mit einer starken Verkühlung zu kämpfen hat, weiterhin fest die Daumen!
Runde 6 – endlich wieder ein Sieg!
Pauls heutiger Gegner, Norbert Veitsch, versuchte sich schon in der Eröffnung in – gelinde gesagt – unorthodoxer Spielweise. Geschah dies aus Respekt vor „Theoriefuchs“ Dr. Meyer? Erfolg war ihm mit dieser Vorgehensweise jedenfalls keiner beschert. Paul fertigte sein experimentierfreudiges Gegenüber sang – und klanglos in 18 Zügen ab und kann sich nun für die letzte Runde vorbereiten und ausruhen. In einigen der vorhergehenden Runden saß er nämlich mit am längsten am Brett, was auch viel Kraft kostet. Einmal gehts noch, Paul, verabschiede dich mit einem Sieg aus Wien, das wünschen wir dir!
Ergebnisse und Partien: https://chess-results.com/tnr764473.aspx?lan=0
Runde 7 – Schwamm drüber und auf zu neuen Taten!
Körperlich schwer angeschlagen konnte Paul in der Schlussrunde seine gewohnte Kampfkraft nicht mehr aufbringen und verlor.
Den Titel des Österreichischen Meisters in der Kategorie Ü65 gewann DI Friedrich Wöber vor FM Dr. Klaus Opl und Ing. Peter Stadler.
In der Kategorie Ü50 siegte GM Nikolaus Stanec mit beachtlichen 1,5 Punkten Vorsprung auf FM Markus Bawart und DI Gerald Leitner.
Endtabelle und Partien: https://chess-results.com/tnr764473.aspx?lan=0&art=1&rd=7&fed=AUT&turdet=YES
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